Das Therapiepferd

Das Pferd an sich ist ein Herdentier und ein Fluchttier. Als Haustier genutzt, hat es sich an die Nähe des Menschen gewöhnt und akzeptiert ihn als Teil seiner Herde. Dass sich Menschen auf Pferderücken setzen können, spiegelt das Vertrauen wieder, das Pferde zum Menschen im Laufe ihrer Ausbildung entwickeln, denn der Fluchtinstinkt vor dem Raubtier, das auf den Rücken springt um das Pferd zu töten wird hierbei außer Kraft gesetzt. Pferde sind von Natur aus nicht aggressiv, sie laufen vor der Gefahr davon und wehren sich erst, wenn sie in die Enge getrieben werden und Panik bekommen.

Das Therapiepferd erhält zuerst eine allgemeine Grundausbildung, die alle Reitpferde durchlaufen, d.h. einen Menschen in allen drei Gangarten (Schritt, Trab, Galopp) zu tragen , seinen Befehlen zu gehorchen und sich lenken zu lassen. Das Pferd lernt hierbei auch dem Menschen zu vertrauen und erwartet nichts Böses von ihm. Daher begegnet es dem Menschen immer wieder in der gleichen ehrlichen Art und Weise.

Werden Pferde artgerecht gehalten, d.h. sie bekommen genügend Bewegung, genügend Futter und genügend Kontakt zu Artgenossen, hat man schon einmal die Grundlage für ein ausgeglichenes, ruhiges Therapiepferd geschaffen. Boxenhaltung ist nicht artgerecht, Pferde müssen sich einige Stunden am Tag auf der Weide oder einem Platz frei bewegen dürfen, denn von Natur aus sind sie Steppentiere, die den Hauptteil des Tages und auch der Nacht damit verbringen Nahrung aufzunehmen und langsam weiterzuziehen. Sie 22 Stunden am Tag alleine in eine kleine Box zu sperren ist Tierquälerei.

Neben der Arbeit in der Therapie müssen die Pferde einen Ausgleich haben und mit anderen Pferden im Gelände, der Halle oder auf dem Platz geritten werden. Das ist auch für die Muskulatur des Pferdes sehr wichtig, denn der Pferderücken muß entsprechend trainiert werden, bevor der Mensch sich ohne Folgeschäden für das Pferd auf seinen Rücken setzen kann.

Sind diese Voraussetzungen geschaffen kann man ein ausgeglichenes Pferd an viele Dinge gewöhnen, z.B. Rollstühle, Aufstiegsrampen, schreiende Kinder, ungewöhnliche Laute, festklemmende Beine durch Spastik, unbequeme Reiter. Die Rasse des Pferdes ist dabei nicht wichtig. Optimalerweise sollte das Therapiepferd nicht größer als 1,60 m sein, damit man noch bequem von unten den Patienten sichern kann. Bei Kindern sollten entsprechend kleinere Pferde oder Ponys zum Einsatz kommen. Die Körpergröße des Pferdes sollte immer auf den Patienten abgestimmt sein, daher ist es von Vorteil mehrere Pferde zur Verfügung zu haben.

Es obliegt der jeweiligen Erfahrung des Therapeuten zu beurteilen, welches Pferd sich für die Therapie eignet und welches nicht. Ein gut ausgebildetes Therapiepferd strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, begegnet dem Menschen stets gleich freundlich, läßt sich gut reiten und hat einen für die Hippotherapie wichtigen fleißigen, gleichmäßigen Schritt. Durch die gute Ausbildung läßt sich das Risiko, das durch die Fluchtinstinkte des Pferdes vorhanden ist – sich vor außergewöhnlichen, gefährlich scheinenden Dingen zu erschrecken und davonzulaufen- , sehr verringern.

Die Therapieerfolge der Hippotherapie sind wissenschaftlich belegt. Wir können keine Wunder vollbringen, aber lindern, Entwicklung fördern, einen Status erhalten, Therapiemüdigkeit überwinden, Vertrauen stärken, motivieren und neue Lebensfreude schenken.