Auf den Spuren der Jakobspilger

Am 25. April wird es losgehen, wir starten unseren Ritt von Köln nach Lissabon und machen damit einen Traum war!
Die meisten Leute wollen wissen, wie man überhaupt auf so eine Idee kommt und wie man das durchführen kann. Nach zahlreichen Wanderritten an verlängerten Wochenenden in der Eifel, im Hunsrück / Westerwald und einem organisierten Trip von Berlin nach Cottbus – natürlich alles zu Pferd – fragten wir uns, wie und wo man innerhalb von Europa wohl eine längere Reise zu Pferd machen könne.

Das Entdecken der Landschaft in Schrittgeschwindigkeit, das ständige Zusammensein mit unseren Pferden und die gesamte Art und Weise mit dem Pferd die Natur zu erleben faszinierte uns und wir suchten nach einer echten Herausforderung.

Irgendwann kam der Name der spanischen Stadt „Santiago de Compostela“ ins Spiel, wohin ein mittelalterlicher Pilgerpfad führt. Spanien klang schon mal verlockend, allein wegen der Witterung, denn wer will schon immer im Regen reiten? Also fingen wir an zu recherchieren, ob es machbar sein würde, den Pilgerpfad auch mit dem Pferd zu gehen.

Dabei entdeckten wir zum einen, dass es jede Menge Literatur zum Thema Santiago als Wallfahrtsort und Pilgerstätte gibt, da hier das Grab des hl. Apostels Jakobus liegt, zum anderen aber auch, dass es durchaus im Trend der heutigen Zeit liegt den Jakobsweg wieder zu gehen. Nicht aus dem reinen Ablassgedanken, wie es früher der Fall war, sondern – zumindest bei den meisten modernen Pilgern – um eine Weile auszusteigen aus der Hektik des Alltags unserer modernen, motorisierten Welt, um zu Fuß Natur bewusst zu erleben und vielleicht auch einen spirituellen Zugang zur Welt zu finden, nach dem Motto: der Weg ist das Ziel! Wer darüber Näheres erfahren will: im Internet unter „Santiago de Compostela“ oder „Camino de Santiago“ findet man eine Menge Hintergrundinformation.

Für uns war klar, wo man zu Fuß wandern kann, muss man auch mit dem Pferd gehen können, das wichtige ist, dass es auf dem Weg eine gewisse Infrastruktur gibt, d. h. Pilgerherbergen oder billige Unterkünfte und vor allem eine aufgeschlossene Bevölkerung, die auf Wanderer aus fremden Ländern eingestellt ist. Dass wir dabei noch mit zwei Pferden und einem Hund unterwegs sind, wird höchstens bei der Futterbeschaffung ein Problem sein.

Ein Blick auf die Landkarte brachte Günter dann auf die Idee:“ Wenn wir schon einmal dort oben in Spanien sind, könnten wir doch auch nach Lissabon reiten, das ist doch gar nicht mehr so weit!“ Dazu muss man wissen, dass Lissabon Günters erklärte Lieblingsstadt ist und er schon seit Jahren in der Nähe von Lissabon Urlaub macht und auch gute Kontakte zur dortigen Pferdeszene hat.

Da wäre es natürlich ein Traum, einmal hoch zu Ross dort aufzutauchen, zumal auf dem eigenen Lusitanohengst (=portugiesische Pferderasse)!

Damit kommen wir zum Thema Pferde. Wir reiten zwei sehr unterschiedliche, aber vom Gang und der Geschwindigkeit im Schritt und Trab wiederum sehr gut aufeinander abgestimmte Pferde.

  1. Gitan, 16 jähriger Westfalenwallach mit ¾-Vollblutanteil, sehr wanderreiterfahren, kann aber auch manchmal schwierig sein, da er sich schnell aufregt.
  2. Filho (= Filjo, portugiesisch = Sohn), 6 jähriger Lusitanohengst, mit Wanderreiterfahrung, sehr abgeklärt und lieb, aber nur solange bis irgendwo eine Stute in Sicht kommt!

Beide Pferde sind sehr leistungsbereit, Offenstallhaltung seit Jahren gewöhnt, leben im Sommer auf der Wiese ganz ohne Stall und sind sehr robust. Unser Training bestand im Wesentlichen aus täglicher Dressurarbeit auf dem Platz (Kräftigung der Rückenmuskulatur) und längeren Ausritten zur Förderung der Kondition. Natürlich gehört eine entsprechende Fütterung dazu.

Entgegen anderslautender Gerüchte nehmen wir kein Packpferd mit, obwohl wir das ursprünglich so geplant hatten. Aber nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir das unserem in Frage gekommenen Packpferd Woody aufgrund seines Gemütes und seiner Geschwindigkeit – er könnte mit den anderen beiden einfach nicht mithalten – nicht zumuten können. Also wird das Gepäck nur auf das allernötigste beschränkt und von den beiden Reitpferden getragen. Wir haben natürlich ein Zelt, Schlafsäcke, 1.Hilfe-Set, mobiles Weidezaunmaterial, Fotoapparat und die wichtigsten Landkarten im Gepäck, damit wir uns nicht verirren und vor allen Dingen Wege finden, auf denen man in Ruhe reiten kann.

Im Schnitt werden wir 30 Kilometer pro Tag gehen, ab und zu wird ein Ruhetag eingelegt und so hoffen wir, Mitte August unser Ziel Lissabon zu erreichen. Natürlich kann man solch eine Reise nur mit Unterstützung von verschiedenen Leuten planen und durchführen, denen wir hiermit schon einmal herzlich „Danke“ sagen wollen.

Das sind an erster Stelle meine Schwägerin und mein Schwager Antje und Rainer, die sich spontan und ohne gefragt worden zu sein bereit erklärt haben für 3 1/2 Monate meine Kinder Daniel und Hannah bei sich aufzunehmen. Dadurch haben sie ganz entschieden dazu beigetragen, dass unser Traum Wirklichkeit werden konnte! Direkt anschließend folgen meine Eltern, deren Unterstützung uns auch immer sicher war und die sich als wunderbare Großeltern sehr um ihre Enkelkinder kümmern. Wir werden sie in Portugal treffen und noch zwei Wochen Urlaub miteinander verbringen, bis für Daniel und Hannah die Schule wieder losgeht.

Weiterhin sei gedankt den Leuten, die hier zu Hause solange die Arbeit übernehmen, nämlich Claudia und Sascha für Günter beim Beschlagen und Maria für mich in der Hippotherapie. Also keine Sorge, Eure Pferde werden weiterhin beschlagen und die Therapie geht auch weiter.

Anfang September sind wir voraussichtlich wieder da – also bis dann!