Abschlußbericht

Durch die großen Wälder der Gascogne südlich von Bordeaux zu gehen war schön, aber auch sehr schwierig, weil viele Wege nicht auf den Karten zu finden waren und manches Mal nur der Kompass weiterhalf, um auf die Straße zurückzufinden, die uns dann doch in die richtige Richtung brachte. In diesem großen Waldgebiet hat man es als Fremder wirklich schwer…

Schließlich erreichten wir am 9.7.02 im französischen Teil des Baskenlandes ein Dorf namens Sorde l´Abbaye mit einer großen, alten Abtei und einer echten Pilgerherberge, die wir ganz für uns alleine hatten. Wir mussten uns allerdings auch selbst mit Essen versorgen und hatten vor allen Dingen mit der Futterbeschaffung für die Pferde wieder ein Problem. Sie standen sozusagen im Garten, aber das Gras wuchs nur spärlich und sie hatten Hunger. Schließlich konnten wir einen großen Sack Mais auftreiben, den die Pferde auch widerspruchslos wegputzten.

Leider bekam ich (Regina) zu dieser Zeit gesundheitliche Probleme (Magen-Darm) und war überhaupt nicht fit. Wir machten einen Tag Pause, doch in der Hoffnung für die Pferde eine bessere Unterkunft zu finden, gingen wir danach wieder weiter. Der Zufall führte uns zu einem Stall mit sehr freundlichen Menschen, die – man glaubt es kaum- auch Kontakte zur portugiesischen Pferdeszene haben. Ihre Tochter Natalie hatte ein Jahr im Stall von Louis Valenca gearbeitet, einem bekannten portugiesischen Ausbilder, den Günter schon seit vielen Jahren regelmäßig zum Reiten besucht.
So trafen wir also in Frankreich Menschen, die die gleichen Leute in Portugal kannten wie wir und sie teilten unsere Begeisterung an der klassischen portugiesischen Reitweise, dem Land und Leuten und dem Stierkampf zu Pferde und hatten so hatten wir natürlich ohne Ende Gesprächsthemen.
Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und die Pferde waren bestens versorgt. Damit ich mich etwas erholen konnte, legten wir ein paar Tage Pause ein.

Dann machten wir uns auf nach St-Jean-Pied-de-Port am Fuß der Pyrenäen, von wo aus die meisten Pilger ihre Reise nach Santiago de Compostela erst beginnen. Wie wurden wir bestaunt im dortigen Pilgerbüro, dass wir es von Köln bis hierher geschafft hatten und noch dazu mit zwei Pferden und einem Hund. Erst dort wurde uns so richtig bewusst, wie außergewöhnlich unser Unternehmen doch war!

Nach einem weiteren Ruhetag nahmen wir die Überquerung des Passes in Angriff: 28 km Wegstrecke, 1200 Höhenmeter galt es bis zur Passhöhe auf 1400 m zu überwinden und auf der anderen Seite ein steiler Abstieg nach Roncevalles, wo es ein großes Kloster gibt. Dies mussten wir an einem Tag schaffen, da es unterwegs keine Übernachtungsmöglichkeit gibt.
Es war eine echte Herausforderung und wir haben sie gemeistert!
Der Aufstieg war superanstrengend, leider wurde die Aussicht mit der Zeit immer schlechter und ab ca. 1000 m Höhe verschwanden wir in den Wolken. Es hatte zwar auch seinen Reiz, die Schafherden und freilebenden Pferde schemenhaft aus dem Nebel auftauchen zu sehen, aber natürlich wäre es bei Sonnenschein unvergleichlich schöner gewesen.
Endlich trafen wir auch einmal andere Pilger und konnten beim Rasten Erfahrungen austauschen, aber die meisten von ihnen standen erst am Anfang ihrer Reise, während wir ja schon fast drei Monate unterwegs waren.

Die nächsten Tage in Spanien bescherten uns heißes Sommerwetter. Günter, Gitan und Pedro hatten die Anstrengung der Passüberquerung gut überstanden. Filho schwächelte etwas und war vor allem von den Fliegen bzw. Bremsen gestresst und ich war wirklich total kaputt, hatte keine Kraft mehr.
Also beschlossen wir nur noch bis Pamplona zu gehen und von dort aus nach Hause zurückzukehren.
Die letzten Tage auf dem Jakobsweg in Spanien waren dann auch wieder total anders als in Frankreich. Hier war der Weg sehr gut markiert, man brauchte fast keine Landkarte, beinahe langweilig für uns…. Aber wir mussten natürlich auch hier gute Nachtquartiere suchen, wobei uns ein Buch mit wertvollen Tipps half. Ungewohnt und schwieriger war jetzt die Verständigung, auf Spanisch waren wir nicht so geübt….
Am Stadtrand von Pamplona machten wir in Huarte, für uns recht feudal , in einem Hotel Quartier und für die Pferde in einem Reitstall. Dann warteten wir drei Tage auf Birgit, die versprochen hatte uns mit Auto und Hänger abzuholen. In der Zeit konnten wir (ich vor allem!) uns ausruhen und ein bisschen Pamplona anschauen. Leider war die berühmte Fiesta gerade vor ein paar Tagen zu ende gegangen. Günter wäre zu gerne mit den Stieren gelaufen….
Schließlich hatte Birgit es geschafft und nach einem schönen Abend in Pamplona machten wir uns am nächsten Morgen auf die Heimfahrt. Nach 20 Stunden kamen zu Hause an und ich konnte meine überglücklichen Kinder in die Arme schließen – die Freude war auf beiden Seiten groß!

Mittlerweile haben wir uns alle wieder ganz gut erholt…
Fazit ist, es war wahnsinnig anstrengend, wir hätten für die lange Strecke mehr Zeit gebraucht; so sind wir immerhin 1800 km in 3 Monaten mit unseren Pferden gegangen; wir haben sehr viele sehr nette Leute kannengelernt und wunderbare Landschaften gesehen.
Man hätte einiges anderes oder besser machen können, aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer und die Dinge die wir erlebt haben und die Erfahrungen die wir gemacht haben, kann uns keiner mehr nehmen. Also: es war ganz schön toll!!!

Vielen Dank an alle unsere Helfer, besonders Antje, Rainer, Andreas, Gisela und Kurt, die sich super um die Kinder gekümmert haben; an Heike, die die restlichen Pferde versorgt hat; an Birgit, die uns in Pamplona abgeholt hat und an Christine, die versucht hat, Günter über die Firma auf dem Laufenden zu halten.

Nachdem wir ja jetzt schon wieder eine Weile zu Hause sind und ein wenig Abstand gewonnen haben, wird es uns so richtig bewusst was für eine tolle, erlebnisreiche und intensive Zeit wir zusammen verbracht haben.
Eines Tages werden wir vielleicht die Tour von den Pyrenäen aus starten und dann den Rest bis Santiago oder Lissabon gehen…….